Gala in der Nacht auf Montag
Sandra Hüller, Wim Wenders oder Ilker Çatak – geht wieder ein Oscar nach Deutschland?

10.03.2024 | Stand 10.03.2024, 18:58 Uhr

Drei deutsche Kandidaten für den Oscar: Sandra Hüller, Wim Wenders und Ilker Çatak. − Fotos: dpa

In der Nacht zum Montag wird in Hollywood wieder der rote Teppich ausgerollt. Bei der Oscar-Verleihung 2024 haben erneut drei Deutsche die Chance, den begehrten Academy Award mit nach Hause zu nehmen. Bereits 2023 gewann „Im Westen nichts Neues“ viermal die Auszeichnung.



Einige sollten Dankesreden parat haben. Cillian Murphy (47) etwa gilt als sicherer Gewinner bei der Oscar-Verleihung in der Nacht auf Montag, Pro7 überträgt ab Mitternacht live. Mit seiner Rolle als der Physiker Robert Oppenheimer, dem Mit-Erfinder der Atombombe, hat der Ire schon zig Trophäen geholt. Das Historiendrama „Oppenheimer“ führt mit 13 Nominierungen das Rennen um den Filmpreis an.

Oscars „Made in Germany“

Auch für Sandra Hüller, Wim Wenders und Ilker Çatak wäre es das erste Oscar-Gold. Die in Leipzig lebende Hüller hat mit ihrer Hauptrolle im Justizdrama „Anatomie eines Falls“ schon Geschichte geschrieben. Die 45-Jährige ist die erste deutsche Schauspielerin mit einer Nominierung als „Beste Hauptdarstellerin“ seit den 30er Jahren. Damals gewann die in Düsseldorf geborene und in Hollywood lebende Luise Rainer für ihre Rollen in „Der große Ziegfeld“ (1937) und „Die gute Erde“ (1938) zwei Oscars in Folge.

Wim Wenders war dreimal für einen Dokumentarfilm-Oscar nominiert, aber immer leer ausgegangen. Nun könnte der deutsche Regisseur mit 78 Jahren den Oscar für den poetischen Film „Perfect Days“ erhalten.

Die Geschichte eines Mannes namens Hirayama (Koji Yakusho), der in Tokio als Toiletten-Reiniger arbeitet, gerne liest und Rockmusik hört, ist für Japan in der Sparte „Internationaler Film“ im Rennen. Den Oscar in dieser Kategorie könnte mit dem Gesellschaftsdrama „Das Lehrerzimmer“ aber auch nach Deutschland gehen. Der in Berlin geborene und teils in der Türkei aufgewachsene Regisseur Ilker Çatak (40) macht darin eine Schule zum Schauplatz eines vielschichtigen Konflikts. Im Zentrum steht eine junge Lehrerin (Leonie Benesch), die eine Diebstahlserie aufklären will. Der packende Film setzt sich mit Vorurteilen, Debattenkultur und dem Druck auf Lehrer auseinander.

Ein Jahr nach dem sensationellen Oscar-Erfolg des Antikriegsepos „Im Westen nichts Neues“ mit vier Trophäen, darunter auch dem Auslands-Oscar, zeigen deutsche Filmschaffende in Hollywood wieder eine starke Präsenz.

Hüller im Rampenlicht

Hüller brilliert in „Anatomie eines Falls“ der französischen Regisseurin Justine Triet als Schriftstellerin, die nach dem Tod ihres Mannes unter Mordverdacht gerät und sich vor Gericht verteidigen muss. Oscar-Prognosen räumen allerdings ihren US-Kolleginnen Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“) und Emma Stone („Poor Things“) die besseren Chancen ein. Gladstone wäre die erste indigene Hauptdarstellerin mit einem Oscar.

Keine andere deutsche Schauspielerin stand in letzter Zeit so im internationalen Rampenlicht wie Hüller. Wie kürzlich bei der Vergabe der französischen César-Trophäen, als Hüller sichtlich überrascht den Preis als beste Hauptdarstellerin holte. Sie hätte nicht damit gerechnet, schon gar nicht als Deutsche.

US-Medien überschlagen sich mit Lob für Hüller. Das Magazin „The New Yorker“ widmete ihr ein siebenseitiges Porträt. Darin wird auch ihre mutige Rolle in „The Zone of Interest“ von dem britischen Regisseur Jonathan Glazer herausgestellt. Hüller spielt die Ehefrau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß (Christian Friedel), der mit seiner Familie direkt am Konzentrationslager Auschwitz ein großes Haus bewohnt. Beide Hüller-Filme sind jeweils für fünf Oscars nominiert, darunter auch in der Top-Sparte „Bester Film“.

Rekorde und Seltenheiten

Im Rampenlicht steht auch Justine Triet (45) als Regisseurin von „Anatomie eines Falls“ – sie ist erst die neunte Frau überhaupt, die in 96 Jahren Oscar-Geschichte in der Sparte „Beste Regie“ nominiert ist. Dort trifft sie auf Christopher Nolan („Oppenheimer“), den Griechen Giorgos Lanthimos („Poor Things“), den Briten Jonathan Glazer („The Zone of Interest“) und den Hollywood-Veteranen Martin Scorsese („Killers of the Flower Moon“), mit 81 Jahren der älteste Regiepreis-Anwärter.

„Oppenheimer“ geht mit 13 Nominierungen ins Rennen und hat damit Chancen, einen Rekord aufzustellen. Bislang haben drei Filme je elf Oscars gewinnen: „Ben Hur“, „Titanic“ und „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“. Die zweitmeisten Gewinn-Chancen (11) hat die skurrile und poetische Frankenstein-Adaption „Poor Things“ - mit einer furchtlosen Emma Stone. Martin Scorseses Drama „Killers of the Flower Moon“ ist zehnfach nominiert.

Barbara Munker